Dr. Wolfgang Stegemann
Dr. Wolfgang Stegemann

Genetisch relativistische Erkenntnistheorie

1. Einleitung

 

Die hier vorgestellte genetisch relativistische Erkenntnistheorie entwickelt einen  Ansatz zum Verständnis menschlicher Erkenntnis, der sowohl die instrumentalistische Dimension unseres Erkenntnisapparats als auch dessen fundamentale Relativität berücksichtigt. Er verbindet dabei Einsichten der kantischen Transzendentalphilosophie mit Elementen der Leibniz'schen Monadologie und der Hegelschen Dialektik zu einem kohärenten System, das die Genesis und Struktur menschlicher Erkenntnis neu zu denken erlaubt.

 

 

2. Der vierstufige Aufbau der Erkenntnis

 

 Die instrumentalistische Basis

 

Die ersten drei Stufen des Systems bilden einen zusammenhängenden instrumentalistischen Komplex, der unsere praktische Erkenntnisfähigkeit konstituiert. Dieser Komplex ist nicht willkürlich, sondern folgt einer inneren Notwendigkeit, die sich aus der Struktur des Erkennens selbst ergibt.

 

 Stufe 1: Die subjektive Wahrnehmung

 

Die erste Stufe bildet das Fundament des Erkenntnisprozesses in der subjektiven Wahrnehmung. Hier zeigt sich eine bemerkenswerte Parallele zu Kants Konzeption der Anschauungsformen: Wie bei Kant ist die Wahrnehmung nicht passive Rezeption, sondern aktive Konstruktion. Allerdings wird diese Konstruktion hier nicht durch apriorische Formen, sondern durch die neuronale Transformation der Realität bestimmt. Sie beruht auf der beobachtbaren Tatsache, dass jede Sinnesreizung in elektrochemische Signale und Muster transformiert wird und somit ein neuronales Transformat ergeben, das etwas anderes ist als die transformierte Realität selbst.

 

Diese neuronale Transformation ist bereits mehr als bloße Sinnesreizung - sie ist die erste Stufe der Erkenntniskonstitution. In ihr vollzieht sich die grundlegende Übersetzung der Realität in das Medium des Bewusstseins. Dieser Prozess ist notwendig selektiv und konstruktiv, was bereits hier den Keim des späteren epistemischen Relativismus legt.

 

 Stufe 2: Abstraktion und Formalisierung

 

Die zweite Stufe vollzieht den entscheidenden Schritt zur Intersubjektivität durch Abstraktion und Formalisierung. Hier zeigt sich eine interessante Weiterentwicklung des Kantischen Schematismus: Die Vermittlung zwischen Anschauung und Begriff wird nicht durch transzendentale Schemata, sondern durch den aktiven Prozess der Formalisierung geleistet.

Mathematik und Logik spielen dabei eine zentrale Rolle. Sie sind nicht, wie bei Kant, apriorische Strukturen des Verstandes, sondern entwickelte Instrumentarien der Formalisierung. Die Sprache tritt hinzu als Medium der intersubjektiven Vermittlung. Diese Stufe ermöglicht erst die wissenschaftliche Erkenntnis im eigentlichen Sinne.

 

 Stufe 3: Die reflexive Dimension

 

Die dritte Stufe führt eine wesentliche reflexive Dimension ein. Sie entspricht in gewisser Weise Hegels Moment der Reflexion, geht aber über diese hinaus. Hier wird der Entstehungsprozess der formalisierten Erkenntnis selbst zum Gegenstand der Analyse.

 

Diese Reflexion ist nicht mehr nur formal, sondern genetisch: Sie untersucht die Entstehungsbedingungen der Erkenntnis selbst. Damit wird die instrumentalistische Natur der ersten beiden Stufen explizit, ohne dass dies ihre praktische Gültigkeit aufheben würde.

 

 

3. Die relativistische Wende

 

 Stufe 4: Die Meta-Meta-Erkenntnis

 

Die vierte Stufe vollzieht eine fundamentale Wende: Sie etabliert einen epistemischen Relativismus, der die ersten drei Stufen in einen neuen Kontext stellt. Dieser Relativismus ist jedoch nicht destruktiv, sondern konstruktiv: Er zeigt die Bedingtheit und damit auch die Grenzen unseres Erkenntnisapparats auf.

 

Hier zeigt sich eine interessante Parallele zu Hegels Konzept des absoluten Wissens, allerdings mit umgekehrtem Vorzeichen: Während bei Hegel das absolute Wissen die Vollendung des Erkenntnisprozesses markiert, zeigt die vierte Stufe hier gerade die prinzipielle Unabschließbarkeit und Relativität aller Erkenntnis.

 

 

4. Die monadische Dimension

 

 Rückbindung an die subjektive Existenz

 

Die vierte Stufe verweist in ihrer relativierenden Funktion zurück auf die erste Stufe und damit auf die fundamentale Subjektivität aller Erkenntnis. Hier kommt Leibniz' Konzept der Monade zu neuer Geltung: Jedes erkennende Subjekt erscheint als eine Art Monade, die die Welt aus ihrer spezifischen Perspektive wahrnimmt und konstruiert.

 

Anders als bei Leibniz ist diese monadische Existenz jedoch nicht durch eine prästabilierte Harmonie gesichert. Die Übereinstimmung zwischen verschiedenen Erkenntnissubjekten ergibt sich vielmehr aus der artspezifischen Gleichartigkeit ihrer Erkenntnisapparate und der gemeinsamen evolutionären Geschichte.

 

 

5. Die Struktur der Erkenntnis

 

 Instrumentalistische Dimension

 

Die ersten drei Stufen bilden zusammen einen instrumentalistischen Komplex, der unsere praktische Erkenntnisfähigkeit ermöglicht. Dieser Instrumentalismus ist nicht beliebig, sondern folgt einer inneren Logik:

 

1. Die neuronale Transformation schafft die Basis der Erkenntnisfähigkeit
2. Die Formalisierung ermöglicht intersubjektive Verständigung
3. Die Reflexion sichert die methodische Kontrolle

 

Dieser Komplex impliziert einen praktischen Realismus: Für das Handeln und Erkennen müssen wir die Welt als "real" behandeln, auch wenn diese Realität immer durch unseren Erkenntnisapparat vermittelt ist.

 

 Relativistische Dimension

 

Die vierte Stufe führt eine fundamentale Relativierung ein, die jedoch nicht in Beliebigkeit mündet. Der epistemische Relativismus zeigt vielmehr:

 

1. Die Konstruktivität aller Erkenntnis
2. Die Perspektivität jeder Erkenntnisposition
3. Die prinzipielle Unabschließbarkeit des Erkenntnisprozesses

 

Diese Relativierung ist selbst nicht relativ, sondern verweist auf die fundamentale Struktur des Erkennens überhaupt.

 

 

6. Dialektische Struktur

 

 These: Der instrumentalistische Realismus

 

Die ersten drei Stufen etablieren einen praktischen Realismus, der für unser Handeln und Erkennen notwendig ist. Dieser Realismus ist instrumentalistisch, insofern er die Welt als Gegenstand möglicher Erkenntnis und Handlung konstituiert.

 

 Antithese: Die relativistische Wende

 

Die vierte Stufe vollzieht die relativistische Wende, die den instrumentalistischen Realismus als bedingt und perspektivisch ausweist. Diese Relativierung ist radikal, insofern sie keine absolute Position mehr zulässt.

 

 Synthese: Die monadische Existenz

 

Die Synthese erfolgt in der Erkenntnis der monadischen Struktur des Erkennens selbst. Diese vereint:
- Die Notwendigkeit des instrumentalistischen Realismus
- Die Unvermeidlichkeit der relativistischen Perspektive
- Die Fundamentalität der subjektiven Position

 


7. Empirische Fundierung: Der Bezug zu Piagets genetischer Erkenntnistheorie

 

Eine bemerkenswerte Bestätigung erfährt die Theorie durch ihre Parallelen zu Jean Piagets genetischer Erkenntnistheorie. Die ersten drei Stufen unseres Modells entsprechen dabei der ontogenetischen Entwicklung der Intelligenz, wie sie Piaget empirisch nachgewiesen hat.

 

 Parallelen zur kognitiven Entwicklung

 

 Erste Stufe und sensomotorische Phase


- Die subjektive Wahrnehmungsebene entspricht Piagets sensomotorischer Entwicklungsphase
- Direkte Welterfassung durch Wahrnehmung und Handlung
- Aufbau erster kognitiver Schemata
- Entstehung der Objektpermanenz als grundlegende Realitätskonstruktion

 

 Zweite Stufe und konkret-operationale Phase


- Die Formalisierungsebene korrespondiert mit der Entwicklung konkreter Operationen
- Entstehung logisch-mathematischer Strukturen
- Entwicklung der Reversibilität des Denkens
- Aufbau intersubjektiver Verständigungsmöglichkeiten

 

 Dritte Stufe und formal-operationale Phase


- Die reflexive Ebene entspricht dem formal-operationalen Stadium
- Fähigkeit zur Metareflexion
- Entwicklung hypothetisch-deduktiven Denkens
- Verstehen abstrakter Zusammenhänge

 

 Bedeutung der Parallelität

 

Diese Entsprechung zwischen den theoretisch postulierten Erkenntnisstufen und der empirisch beobachtbaren kognitiven Entwicklung hat mehrere wichtige Implikationen:

 

 Empirische Validierung
- Die theoretische Struktur findet ihre Bestätigung in der realen Entwicklung
- Die Stufenfolge erweist sich als notwendig, nicht beliebig
- Die innere Logik der Erkenntnisgenese wird empirisch nachvollziehbar

 

 Ontogenetische Fundierung
- Die genetische Erkenntnistheorie rekapituliert die tatsächliche Entwicklung der Intelligenz
- Die theoretischen Stufen sind nicht nur logisch, sondern auch entwicklungspsychologisch begründet
- Die Theorie erhält eine naturwissenschaftliche Basis

 

 Erweiterung durch die vierte Stufe
- Die vierte Stufe unseres Modells geht über Piagets Entwicklungsstadien hinaus
- Sie repräsentiert eine meta-theoretische Reflexionsebene
- Sie ermöglicht die relativistische Perspektive auf den gesamten Entwicklungsprozess

 

 Theoretische Konsequenzen

 

Die Parallelität zur Piaget'schen Entwicklungstheorie hat wichtige Konsequenzen:

 

 Notwendigkeit der Stufenfolge
- Die Abfolge der Erkenntnisstufen ist nicht zufällig
- Jede Stufe baut auf den vorherigen auf
- Die Entwicklung folgt einer inneren Logik

 

 Universalität der Struktur
- Die grundlegende Erkenntnisstruktur ist kulturunabhängig
- Sie folgt der biologischen Entwicklung des Menschen
- Sie ist in der kognitiven Architektur des Menschen angelegt

 

 Integration von Entwicklung und Struktur
- Die synchrone Struktur der Erkenntnis spiegelt ihre diachrone Entwicklung
- Ontogenese und Erkenntnistheorie erhellen sich gegenseitig
- Die theoretische Konstruktion wird empirisch bestätigt

 


8. Die Transformation des Wahrheitsbegriffs

 

Eine besondere Bedeutung kommt in dieser genetisch relativistischen Erkenntnistheorie der Transformation des Wahrheitsbegriffs zu. Jede Stufe entwickelt ihre eigene Form von Wahrheit, die sich aus ihrer spezifischen Erkenntnisstruktur ergibt.

 

 Wahrheit auf der ersten Stufe

Auf der Ebene der subjektiven Wahrnehmung manifestiert sich Wahrheit als unmittelbare Evidenz. Diese Form der Wahrheit ist:
- Direkt an die neuronale Transformation der Realität gebunden
- Vorsprachlich und vorreflexiv
- Von unmittelbarer Gewissheit geprägt
- Durch die subjektive Perspektive bestimmt

Diese erste Form der Wahrheit bildet die Basis allen Wahrheitsverständnisses, auch wenn sie später durch komplexere Wahrheitsbegriffe ergänzt und relativiert wird. Sie entspricht dem, was in der Phänomenologie manchmal als "Wahrnehmungswahrheit" bezeichnet wird.

 

 Wahrheit auf der zweiten Stufe

Mit der Formalisierung und Abstraktion entwickelt sich ein neuer Wahrheitsbegriff, der sich durch folgende Merkmale auszeichnet:


- Logisch-mathematische Stringenz
- Intersubjektive Überprüfbarkeit
- Sprachliche Artikulierbarkeit
- Systematische Kohärenz

 

Dieser Wahrheitsbegriff entspricht weitgehend dem wissenschaftlichen Wahrheitsverständnis. Er ist instrumentalistisch, insofern er auf die methodische Erfassung und Beherrschung der Realität ausgerichtet ist.

 

 Wahrheit auf der dritten Stufe

Die reflexive Ebene entwickelt einen Wahrheitsbegriff, der die Entstehungsbedingungen von Wahrheit selbst thematisiert:


- Prozessuale Wahrheit der Erkenntnisentstehung
- Methodologische Wahrheit der Erkenntnisgewinnung
- Strukturelle Wahrheit der Erkenntnisorganisation
- Genetische Wahrheit der Erkenntnisevolution

 

Dieser Wahrheitsbegriff ist meta-theoretisch, insofern er die Bedingungen der Möglichkeit von Wahrheit selbst untersucht.

 

 Wahrheit auf der vierten Stufe

Die Meta-Meta-Ebene führt zu einem fundamental neuen Wahrheitsverständnis:
- Erkenntnis der Relativität aller vorherigen Wahrheitsbegriffe
- Einsicht in die perspektivische Bedingtheit von Wahrheit
- Verständnis der systemischen Natur von Wahrheit
- Rückbindung an die monadische Struktur des Erkennens

 

Dieser Wahrheitsbegriff ist nicht mehr substantiell, sondern relational. Er versteht Wahrheit als:


- Systemische Funktion statt absolute Größe
- Perspektivisches Konstrukt statt objektive Gegebenheit
- Regulatives Prinzip statt definitives Kriterium

 

 

9. Die Zirkularität der Wahrheit

 

In der Rückbindung der vierten an die erste Stufe zeigt sich eine fundamentale Zirkularität des Wahrheitsbegriffs:


- Die subjektive Wahrheit der ersten Stufe wird als notwendiger Ausgangspunkt erkannt
- Die formale Wahrheit der zweiten Stufe als unentbehrliches Instrument
- Die reflexive Wahrheit der dritten Stufe als methodische Kontrolle
- Die relative Wahrheit der vierten Stufe als übergreifende Einsicht

 

Diese Zirkularität ist nicht ein Mangel, sondern kennzeichnet die Struktur von Wahrheit selbst:


- Jede Stufe hat ihre eigene Wahrheitsdimension
- Alle Stufen sind notwendig für ein vollständiges Wahrheitsverständnis
- Die verschiedenen Wahrheitsbegriffe ergänzen sich gegenseitig
- Die Relativität der Wahrheit wird selbst zur letzten Wahrheit

 

 Praktische Implikationen

Dieses gestufte Wahrheitsverständnis hat wichtige praktische Konsequenzen:
- Es ermöglicht einen differenzierten Umgang mit Wahrheitsansprüchen
- Es vermeidet sowohl absoluten Skeptizismus als auch naiven Dogmatismus
- Es erlaubt die Integration verschiedener Wahrheitszugänge
- Es fördert ein reflektiertes Verhältnis zur eigenen Erkenntnisposition

 


10. Philosophiegeschichtliche Einordnung

 

 Verhältnis zu Kant

 

Die Theorie teilt mit Kant:

- Die Einsicht in die Konstruktivität der Erkenntnis
- Die Betonung der Grenzen des Erkennens
- Die Unterscheidung verschiedener Erkenntnisebenen

 

Sie unterscheidet sich von Kant durch:
- Die Ablehnung apriorischer Erkenntnisformen
- Die genetische statt transzendentale Perspektive
- Die stärkere Betonung der Relativität

 

 Verhältnis zu Leibniz

 

Von Leibniz wird übernommen:
- Das Konzept der monadischen Perspektivität
- Die Idee der inneren Strukturanalogie der Erkenntnissubjekte
- Die Betonung der individuellen Perspektive

Unterschiede zu Leibniz bestehen in:
- Der Ablehnung der prästabilierten Harmonie
- Der stärkeren Betonung der Konstruktivität
- Der relativistischen Grundhaltung

 

 Verhältnis zu Hegel

 

Mit Hegel teilt die Theorie:
- Die Betonung der Entwicklung des Erkennens
- Die Bedeutung der Reflexion
- Die dialektische Grundstruktur

Sie unterscheidet sich von Hegel durch:
- Die Ablehnung eines absoluten Wissens
- Die stärkere Betonung der Relativität
- Die andere Bewertung der Subjektivität

 

 

11. Kritik der traditionellen Erkenntnistheorie

 

Ein grundlegendes Problem traditioneller Erkenntnistheorien liegt in ihrer Eindimensionalität, die sich in mehreren Aspekten manifestiert:

 

 Fehlende Selbstreflexion

Traditionelle Erkenntnistheorien bleiben typischerweise blind für:
- Ihren eigenen Entstehungsprozess
- Die historische Bedingtheit ihrer Perspektive
- Die Entwicklung ihrer Grundbegriffe
- Die sozialen und kulturellen Kontexte ihrer Entstehung

 

 Statische Konzeption

Die klassischen Ansätze tendieren zu:
- Zeitlosen Wahrheitsansprüchen
- Ahistorischen Geltungsbehauptungen
- Unveränderlichen Erkenntnisstrukturen
- Statischen Subjekt-Objekt-Verhältnissen

 

 Mangelnde genetische Perspektive

Es fehlt typischerweise:
- Die Berücksichtigung der Entwicklung von Erkenntnisfähigkeit
- Das Verständnis für die Evolution kognitiver Strukturen
- Die Reflexion auf die Genese von Erkenntnisformen
- Die Einbeziehung ontogenetischer Prozesse

 

 Konsequenzen der Eindimensionalität

Diese Eindimensionalität führt zu:
- Einem verkürzten Verständnis des Erkenntnisprozesses
- Der Ausblendung wichtiger Entwicklungsdimensionen
- Einer Verabsolutierung historisch bedingter Perspektiven
- Der Vernachlässigung der eigenen Voraussetzungen

 Überwindung durch genetische Erkenntnistheorie

 

Die hier entwickelte genetische Erkenntnistheorie überwindet diese Eindimensionalität durch:


- Integration der Entwicklungsperspektive
- Reflexion auf die eigenen Entstehungsbedingungen
- Berücksichtigung verschiedener Erkenntnisebenen
- Einbeziehung der relativistischen Dimension

 

Diese erweiterte Perspektive ermöglicht:
- Ein dynamisches Verständnis von Erkenntnis
- Die Integration verschiedener Erkenntnisebenen
- Ein Bewusstsein für die eigene Historizität
- Eine reflexive Methodologie

 

 

12. Fazit

 

Die vorgestellte genetische Erkenntnistheorie bietet einen neuen Zugang zum Verständnis menschlicher Erkenntnis. Sie vereint:


- Eine klare Analyse der Erkenntnisstrukturen
- Eine genetische Perspektive auf die Entwicklung der Erkenntnis
- Eine Balance zwischen Relativismus und Strukturerkenntnis

 

Ihre besondere Stärke liegt in der Verbindung von:
- Praktischer Erkenntnisfähigkeit und theoretischer Reflexion
- Individueller Perspektive und intersubjektiver Gültigkeit
- Struktureller Analyse und genetischer Erklärung

 

Die Theorie eröffnet neue Perspektiven für:
- Das Verständnis wissenschaftlicher Erkenntnis
- Die Analyse kultureller Erkenntnisformen
- Die Reflexion auf die Grenzen und Möglichkeiten menschlichen Erkennens

 

Sie vermeidet sowohl einen naiven Realismus als auch einen destruktiven Relativismus und entwickelt stattdessen ein komplexes Modell, das die verschiedenen Dimensionen des Erkennens in ihrer Verschränkung verständlich macht.

 

Die Verbindung von instrumentalistischem Realismus, epistemischem Relativismus und monadischer Existenz erweist sich dabei als Ansatz, der sowohl der Komplexität des Erkenntnisprozesses als auch der praktischen Dimension des Erkennens gerecht wird. 

 

 

13. Literatur:

 

Hegel, G.W.F. (1807). Phänomenologie des Geistes. Bamberg und Würzburg

 

Hegel, G.W.F. (1812-1816). Wissenschaft der Logik. Nürnberg

 

Kant, I. (1781/1787). Kritik der reinen Vernunft. Riga

 

Kant, I. (1790). Kritik der Urteilskraft. Berlin

 

Leibniz, G.W. (1714). Monadologie. In: Die philosophischen Schriften von Gottfried Wilhelm Leibniz. Hrsg. von C.I. Gerhardt, Berlin 1875-1890.

 

Piaget, J. (1973). Einführung in die genetische Erkenntnistheorie, Frankfurt

 

Stegemann, W. (2024), Epistemology – Anthropic Relativism, https://medium.com/p/2773dc8c77b7